DER GERäT

von L. A. Jo Döling

Als einziger richtiger Ur-Berliner im Kurs fühle ich mich verpflichtet, etwas zum Thema Berlin zu schreiben. Die meisten Leute dürften mittlerweile den Döner kennen und dass vor allem Berlin für ihn bekannt ist. Aber wusstet ihr, dass er sogar aus Berlin stammt?! Ja, so wie ihr den Döner heute kennt, wurde er von einem Mann türkischer Herkunft hier bei uns in der Hauptstadt erfunden! Und seitdem ist der Döner zu dem Essen Berlins schlechthin geworden.

Als jemand, der in Kreuzberg und Neukölln aufgewachsen ist, war mein Leben sowieso schon immer von unzähligen Kulturen geprägt. Der Großteil meiner Mitschüler und damit auch meiner Freunde war türkischer oder arabischer Abstammung. Mein bester Freund ist halb-brasilianisch. Berlin war für mich schon immer der Inbegriff kultureller Vielfalt. Selbst wenn ich andere große Kulturstädte dieser Welt auf Reisen besucht habe, so wie Paris, London oder Barcelona, kam doch nie eine an meine Heimat ran.

Aber zurück zum Döner als eines der vielen Wahrzeichen Berlins. Mit diesem Text möchte ich euch vor allem eine witzige Geschichte erzählen, aber falls ihr danach Lust bekommt, dann ziert euch nicht, einem der besten Läden der Stadt einen Besuch abzustatten.(#KeineSchleichwerbung, einfach nur eine Empfehlung!) Also:

Es ist der Sommer 2013. Ich bin vierzehn Jahre alt und weiß zu diesem Zeitpunkt in meinem Leben noch nicht, wie man selber kocht. Soll heißen: Sobald meine Eltern mal nicht da sind, sieht die Lage bezüglich meines leeren Magens eher schlecht als recht aus. Glücklicherweise tritt dieser Fall nur einmal die Woche, nämlich donnerstags, ein. Dann machen mein bester Freund und ich meistens so was wie einen Buddy-Nachmittag. Wir gehen ins Kino, zocken zusammen Videospiele, solche Dinge halt. Genau wie ich hat er an diesem Tag auch sturmfreie Bude. Donnerstags können wir so ziemlich alles machen, was wir wollen. Problem ist: Er kann ebenfalls nicht kochen. Wir brauchen also immer noch etwas zu essen. Weshalb wir zum Dönerladen unseres Vertrauens gehen: BAGDAD.

An einem der vielen Donnerstage gehen wir wie sonst auch auf dem Weg nach Hause bei Bagdad vorbei, um uns einen Dürüm zu holen. Das ist von den Zutaten her betrachtet dasselbe wie ein Döner. Nur wird er in einer Teigrolle anstatt im Fladenbrot serviert.

Als wir ankommen, stehen wir einem höchst ungewöhnlichen Anblick gegenüber. Eine eigenartige Maschine ummantelt den Dönerspieß. Sie ist mit der Außenaufschrift „Der Gerät“ beklebt. Ein von selbst auf und ab laufendes Messer schneidet nun die Streifen vom Fleisch. Außerdem ist ein zweiter Spieß aufgetaucht. Mit Hühnchenfleisch. HÜHNCHEN! Auf dem Döner! Das ist unvorstellbar für einen Berliner wie mich.

Mit skeptischen Blicken mustern wir die neue Szenerie. Wir bestellen schließlich das Übliche: „Döner Dürüm, Kräuter, Knoblauch mit Salat alles“ für meinen Kumpel und „Döner Dürüm, Kräuter, Knoblauch, Scharf mit Salat alles, aber ohne Tomaten“ für mich.

Vielleicht suche ich absichtlich nach etwas, das mit dem Essen nicht stimmt. Aber eins ist klar: Das Fleisch ist viel, VIEL zu dick geschnitten. Beim nächsten Besuch versuchen wir dann als Alternative das Hühnchenfleisch, welches immer noch von einem Mann hinter der Theke per Hand geschnitten wird. Das geht, wie natürlich schon vermutet, GAR NICHT! Da das eine zu dick geschnitten ist und das andere nicht nach Döner schmeckt, brechen wir tatsächlich mit unserer Tradition und suchen uns woanders was zu essen.

Und wir sind nicht die Einzigen. Denn jedes Mal, wenn wir auf dem Heimweg einen trauernden Blick auf unser einstiges Stammlokal werfen, scheint es etwas leerer zu sein. Unsere Trauer soll aber nicht lange andauern, denn auch Bagdad bemerkt offensichtlich das Fehlen seiner Kunden. Nach nur wenigen Wochen ist „der Gerät“ wieder verschwunden, das Fleisch wird wieder von einem MENSCHLICHEN Profi geschnitten und der Döner Dürüm schmeckt wieder so fantastisch wie eh und je.

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