BABY, ICH ERKLÄR DIR DIE WELT

von Leah Luna Winzely

Am 15.6.2019 öffnete die Domäne Marienburg ihre Türen und lud zum 20 jährigen Jubiläum des Hildesheimer Literaturinstituts ein. Literaturbegeisterte, Freundinnen und Bekannte des Hauses fanden sich auf der Domäne ein, um einen Tag lang Gesprächen und Lesungen der Studentinnen und Dozent*innen zu lauschen. Auch der Studiengang “Kreatives Schreiben und Texten“ der SRH hdpk Berlin reiste an und berichtet.

Während die Lesebühne Kostproben der Neuerscheinungen von ehemaligen Studierenden bot, bereicherte die Gesprächsbühne ihre Zuhörerinnen mit Diskussionen und Inhalten rund um das Schreiben am Literaturinstitut. Die Gespräche beinhalteten neben der Zukunft des Instituts oder der Bedeutung von Autor*innen für die Gesellschaft auch weitere brisante und hochaktuelle Themen. In einem davon diskutierte Jenifer Becker mit Alina Herbing und Patricia Hempel in „Mein Onkel erklärt mir, wie man Bücher schreibt“ zum Thema „Mansplaining“ und Frauen in der Literatur.

Becker, welche sich selbst als „die Gender Tante am Campus“ bezeichnet, Herning und Hempel haben alle am Literaturinstitut Hildesheim studiert und sind mittlerweile erfolgreiche Autorinnen. Außerdem kennen sie das Gefühl, von einem Mann in ihrem Schaffen zurechtgewiesen zu werden. Nach einer Lesung Tipps von Männern zu bekommen, wie ihr Werk besser funktionieren würde, und an welchen Stellen sie noch arbeiten sollten, ist ihnen nicht fremd. Dass „Feedback“, oftmals unerwünscht, destruktiv und mit einem fast schon vernichtenden Beigeschmack übermittelt wird, haben sie alle in der ein oder anderen Form schon erlebt.

Tatsächlich ist der Begriff „Mansplaining“ (man – explain) schon länger weit verbreitet. Es handelt sich dabei um das Phänomen, bei dem ein Mann einer Frau etwas erklärt und dabei überhört, dass sie sich bestens auskennt. Mansplaining fällt unter Alltagssexismus, ein Mann der davon ausgeht, dass die ihm gegenüberstehende Frau weniger wüsste als er. Unsexy aber wahr.

Mansplaining im Alltag. Also auch an der Universität. Selbst am Literaturinstitut Hildesheim ist es den Frauen begegnet. Schnell fällt das Wort auf die Feedbackrunden in der Gruppe. Kürzere Redezeiten für Frauen waren nichts Außergewöhnliches, keine der drei Frauen auf der Bühne hat dies jedoch als störend empfunden. „Man muss sich seinen Platz irgendwo auch nehmen“, so Herbing. Schwieriger waren dann jedoch die Einzelgespräche mit Dozentinnen. Damals schon auffallend war, dass es kaum weibliche Lehrkräfte am Institut gab. Auch heute sind Dozentinnen noch stark in der Unterzahl. In diesen Einzel-Feedbackrunden kam es dann schon auch mal vor, dass ein „großkotziger Arsch“ mich eines besseren belehren wollte, „leicht war das nicht“, so Hempel. Und leicht ist es auch heute noch nicht.

Die drei Frauen nehmen kein Blatt vor den Mund, bei einem Thema, das dies auch nicht verdient. Sie berichten ehrlich, mutig, nennen Namen, an Stellen wo es andere vielleicht nicht tun würden. Sie zeigen keine Angst, wollen darüber sprechen. „Es ist eben leider noch nicht so, wie die meisten Frauen, und bestimmt auch viele Männer, sich das wünschen würden“, sagt Hempel gegen Ende des Gesprächs. Was bleibt, ist die Hoffnung. Und die Frage, wieso sich kein Mann gefunden hat, der bereit war, auf der Bühne mit zu diskutieren.


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