BERLIN

Von Karoline Fritz

Ohne mich anzusehen, fängt sie an zu reden.

„Hier lächelt niemand bei Minus Graden.

Verkriechen will sich jeder, die Nasen zur eigenen Brust geneigt, zitternd, alles ist verdammt ätzend.

Aber so, wie es jetzt ist, kann es immer bleiben.

38 Grad und alles läuft auf Hochtouren – außer der BVG, die Probleme damit hat, die Klimaanlagen zu regulieren.

Ab und an ist der Blickkontakt mit Fremden nicht unangenehm.

Schlange stehen vor den Clubs ist geil, wenn du drin bist ist es geiler, aber Outdoorpartys toppt nichts.

Ballern, flirten, zwitschern, vögeln, adios amigos, ich bin ganz weit oben und bis überüberübermorgen nicht mehr zu erreichen“, sie gestikuliert wild mit den Händen umher, als wolle sie eine Hummel verscheuchen, die um ihren Kopf fliegt.

Brumm, brumm, brumm.

Ein Auto rast an uns vorbei und es stinkt bestialisch, fast so wie die U-Bahnhöfe, aber daran habe ich mich gewöhnt, auch daran, dass ich nicht klar denken kann, weil das Geträller des Straßenmusikanten meine eigenen Gedanken übertönt.

Hey soul sister ist ein überholter Song.

Ich sehe sie erwartend an, wartend, kommt noch was?

Sie dreht sich eine Kippe, arme kleine Studentin, redet mit dem Filter im Mund.

„Und die Menschen gewöhnen sich daran, dass sie mehr sehen, als sie sehen wollen. Ärsche zum Beispiel. Überall Ärsche, alle Varianten von Ärschen. Geschenk und Strafe zugleich.“

Achselzucken ihrerseits, Tabak, drehen, Filter, zack boom, Feuer, schwarze Lunge.

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