Immer wieder sagt sie sich, ich werd’ irgendwann glücklich sein, und zieht sich eine weitere Zigarette aus der rot-weiß gestreiften Schachtel. Sie hat noch nicht verstanden, wie groß ihr Fuß wachsen muss, bis er in diese Schuhe passt, in diese geschmückten Schuhe. Die, die die pure Freude verkörpern. Aber ihr Körper verkörpert nichts. Er ist einfach nur da und ruft vorsichtig, ganz vorsichtig nach Selbstachtung.
Das Fenster am Rande der Stadt ist hell erleuchtet, hier brennt noch Licht. Er hat es noch nicht ausgemacht. Erleuchtet hat es sich besser geschlafen, wagt er sich einzureden, dabei weiß er doch, dass die Vergessenheit im Rausch der schwankenden Bilder nicht mit Erleuchtung gleichzustellen ist. Immer wieder sagt er sich, ich werd’ irgendwann glücklich sein, und da kramt er seine Körperteile aus den wärmenden Decken, geht sie waschen.
Wenn sie Schritte macht, dann immer rückwärts. Rückwärtsgehend zu den Sternen aufsehen, unterm Mondlicht, dort drüben am Wasser, sie ist auf dem Weg. An den Stummel klammert sie sich gerne, weil sie nicht vergessen kann. Sie drückt ihn nur zaghaft aus, hat Angst, den Rauch zu ersticken. Atmen fällt ihr schwer in dem Rauch, den sie doch liebt. Aber sie weiß: Irgendwann, irgendwann wird sie glücklich sein.
Er kann nicht schlafen. Er mag es nicht, wenn die Träume Jäger sind und er das schutzsuchende Reh. Tiere hat er gern, aber Schwäche zeigen wird nicht im Bereich der Akzeptanz gefunden. Lieber Jäger sein, die Haltung wahren, wie er da sitzt am Tisch, umringt von blonden Köpfen, langem Haar und dicken Brüsten. Vielleicht eine, vielleicht zwei, vielleicht landen alle in seinem Bett, doch das ist ihm eigentlich egal. Und alle dort am Gruppentisch, sie kennen ihn und die Besessenheit, ja sie wissen: Hauptsache nicht alleine sein. Eine der Nächte, in der er Jäger sein darf.
Jäger solange, bis der Rausch vergeht, so wie ihr Zigarettenrauch in der Luft verfliegt und er im Spiegel wieder nur das Reh sehen wird.
Aber er weiß: Irgendwann, irgendwann wird er glücklich sein.
Autorin: Leonie Krzizok-Bruns studiert Kreatives Schreiben und Texten in Berlin an der SOPA (Berlin School of Popular Arts)
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