8.029 Kilometer, Luftlinie, entfernt ist…
ein Wildtiermarkt.
Ein unglücklicher Zufall.
Eine ungewollte Übertragung.
Weggucken. Ignorieren.
Alles soll so bleiben wie es ist.
Doch heimlich ist eine neue Gefahr geboren.
Sie verbreitet sich rasch, unsichtbar und betrifft alle.
Die Armen, die Reichen, die dazwischen.
Sie wird denen, die große Macht haben,
zeigen, was Macht bedeutet und wie wenig Macht sie wirklich besitzen.
Die Gefahr kennt keine Grenzen,
auch, wenn sich das manche wünschen.
Die Gefahr wird zeigen,
wer am meisten Macht hat
und manche werden sterben.
Ob zwei, zweihundert, zweitausend oder zweihunderttausend…
So oder so,
die Karten werden neu gemischt.
Nicht der Mensch hat die Macht, sondern die Natur.
Das hat der Mensch vergessen.
Und was in Vergessenheit gerät,
kehrt manchmal mit einem lauten Knall zurück.
Das ist jetzt geschehen
und nicht jeder bemerkt es.
Man versteht die Gefahr noch nicht.
Das einzige was man sieht,
sind die Folgen
und diese sind nicht berechenbar.
Berechenbar sind die steigenden Zahlen.
Der Tod klopft an die Tür.
Chaos und Maßnahmen.
Angst und Hoffnung.
Draußen ist es still.
So still, wie es seit Jahren nicht mehr war.
Gespenstische Leere auf den Straßen.
Das Leben: Standby.
Eingesperrt in den eigenen vier Wänden.
Ein Gesundheitssystem brüllt.
Ein Atemzug zu viel kann für manche das Ende bedeuten
und über 3.000 Geschichten enden in Schweigen.
„Die Wildtiermärkte, auf denen lebende Tiere gehandelt werden, sind leider ein sehr günstiger Ort zum Übertragen von Krankheiten. Zum einen sind verschiedene Wildtierarten im direkten Kontakt miteinander, zum andern die Wildtiere mit Menschen. Das eigentliche Problem liegt aber tiefer. Das Problem sind nämlich nicht die Wildtiere, sondern der direkte Kontakt von uns Menschen mit den Tieren. Wir Menschen dringen immer weiter in die Lebensräume der Tiere vor, wir zerstören Lebensräume, wir roden Wälder, wir bauen Straßen und Siedlungen. Wir kommen immer mehr in Kontakt mit Tieren, mit denen wir vorher nicht in Kontakt gekommen sind. Und da kann es eben zur Übertragung von Krankheiten kommen. Das muss nicht nur auf Wildtiermärkten passieren.“ (Arnulf Köhncke, Leiter Artenschutz beim WWF)[1]
8.029 Kilometer, Luftlinie, entfernt ist…
Berlin.
Die Stadt der vielen Freiheiten;
die Stadt, die zwar Regeln hat, aber fast keine Grenzen kennt.
Man kann tun und lassen, was man möchte:
In diesem wilden Treiben auf den Straßen,
in den vollgestopften U- oder S-Bahnen, Clubs und Bars.
Die Menschen stehen dicht an dicht gedrängt.
Und zur gleichen Zeit
ist Weihnachten.
Daraufhin folgt das Neujahr.
Alle feiern.
„2020 wird ein gutes Jahr“, wird gesagt.
Für manche ist es die Hoffnung,
dass sich etwas verändern wird.
Für andere soll es so weitergehen, wie es ist.
Wiederum andere denken erst gar nicht darüber nach,
denn es kommt, wie es kommt.
Immer.
„Neues Jahr, neues Glück.“
Zurück im Alltag,
zurück in der Routine,
und ja, alles ist so wie immer.
Was soll auch passieren?
1.184 Kilometer entfernt hat…es die Gefahr geschafft:
Sie hat Europa erreicht.
Italien.
Ein unglücklicher Zufall.
Eine ungewollte Übertragung.
Weggucken. Ignorieren.
Alles soll so bleiben, wie es soll.
Doch unbemerkt und rasch verbreitet sie sich auch hier,
bis sie Deutschland erreicht.
Die Gefahr kommt von allen Seiten
und mit ihr steigt die Angst,
doch eine gewisse Ignoranz bleibt.
Vorerst.
Plötzlich beginnt auch in Berlin
die Warterei auf Patienten 0.
Wann wird die Gefahr über Berlin,
über ganz Deutschland hereinbrechen?
Deutschland hat schon viele Krisen gemeistert.
„Das wird schon nicht so schlimm werden“,
denken sich viele.
Eine Woche später wissen sie,
dass sie falsch lagen.
Die Gefahr klopft nun auch an unsere Türen,
und unser Leben wird beschränkt.
Wir ahnen langsam:
Nichts ist mehr so, wie es war.
[1] https://www.rtl.de/cms/entstehung-des-coronavirus-so-infizierte-sich-der-erste-mensch-auf-dem-wildtiermarkt-in-wuhan-4508732.html