du hast ein zuhause gesucht und nur
leere räume gefunden. du hast ein zweites leben gebraucht
und tausend andere gesehen.
vertraute und vergnügte, genuss und genug. nichts davon
warst du.
es ist november auf einer bank zwischen
menschen, deren namen du nicht kennst. sind es
tauben oder eichhörnchen, beton oder gärten?
du kannst nichts darauf sagen, wenn die zurückgebliebenen
fragen, ihre hoffnung mit deiner unter der erde. dein wort
bricht, zerfällt, sinkt zu boden. ist zu schwer, um es zu halten,
zu tragen. dann ist es
verloren.
stumm sitzt du nun, zwischen lauter fremden, deren
leben du niemals haben wirst.
straße oder park, blau oder schwarz,
staub oder blick? und wo hast du dich eigentlich aus den augen
verloren?
es war die kälte vom damals,
war die frage nach dem bleiben.
auf den weg gemacht, abgekommen, umgelenkt.
was bleibt, sind fragen. ausharren oder aufspringen, geschmückt oder leer,
flucht oder stillstand?
was bist du dir schuldig, was hast du noch nicht ver-
sucht?
es war die suche nach dem fremden, war das uferlose
nach-dir-suchen.
nun tausend orte gesehen
und an keinem du gewesen. ein letzter luftzug
ist noch übrig, hat dich mitgerissen, ins straucheln gebracht, füllt am ende
deine lunge.
vier monate später im vollen zug
zurück in die enge. die vertrauten
sind zu fremden geworden. schon nach drei tagen
kannst du nicht mehr bleiben. zwei jahre
später kannst du wieder atmen.
Autorin: Leonie Hechenberger studiert Kreatives Schreiben und Texten an der SOPA (Berlin School of Popular Arts).