Rechtschreibprüfung Ahoi! (A-Hoi?) (ahoi?)

Rechtschreibung kann doch nicht so schwer sein, oder?
Wenn ich eine Sache im Studium gelernt habe, dann, dass, egal wie gut du in der Schule in einem Fach warst, es spielt im Studium keine Rolle mehr. Ich war so gut im Deutschunterricht und jetzt verzweifle ich an Dingen wie „Das grünblaue Schaf, das auf der goldgelben Wasserwiese stand, und Zuckerbrot kaute, machte Muh.“ Oder war es doch „Das grün-blaue Schaf das auf der gold-gelben Wasser-Wiese stand und Zuckerbrot kaute, machte Muh“? Laut Word sind alle Schreibweisen außer „grün-blaue“ korrekt. Kein Deutschunterricht bereitet dich darauf vor. Ich kann ganz tolle Gedichts-Analysen schreiben, (naja, ich kann okaye Gedichtsanalysen schreiben)  aber frag mich nicht nach Kommata in Relativsätzen. Ich würde mal so weit gehen, zu sagen, dass die meisten Deutschlehrer*innen selbst nur oberflächlich die Rechtschreibregeln beherrschen. Das kann ich bestätigen, weil ich Nachhilfelehrerin für das Fach Deutsch bin. lol.

Probleme mit der Rechtschreibung, was tun?
Wir leben in einer Zeit, in der es mehr als genug Möglichkeiten gibt, um seine Rechtschreibung zu verbessern. Beispielsweise Online-Kurse. Und wenn man nochmal die Grundlagen durchgehen will: „Übungskönig“. Und wenn das alles nicht funktioniert? Man trotz allem Üben und Lernen nicht vorankommt und immer noch die Texte voller Fehler sind? Keine Sorge, das braucht dich nicht zu frustrieren, denn es gibt ja immer noch das Internet und Rechtschreibprüfungen.

Welches ist das beste Programm?

Das Word Rechtschreibprogramm

Fangen wir mit dem Offensichtlichsten an: dem automatischen Rechtschreibprogramm von Word. Kurz gefasst: Es ist schlecht. Es zeigt nur sehr offensichtliche Fehler, die sogar ich beim Drüberlesen entdecken würde. Außerdem ist das Wörterbuch äußerst unvollständig und es erkennt alle zusammengesetzten Worte als richtig an, solange man sie großschreibt. Andererseits hat Tontafeltauziehentagelöhnertransplantation durchaus seine Berechtigung.
Ab und an scheint Word außerdem selbst nicht zu wissen, was es will und zeigt einem eine blaue Linie an, obwohl man das Wort schon nach Words Willen verändert hat. Man kann also nur verlieren. Aber es gibt ja zum Glück noch genug andere Programme.

Papierduden

Der klassischste Weg und der einzige, neben Word, der einem in der Schule beigebracht wird: der Duden aus Papier. Quasi ein Relikt aus der Steinzeit. Viel gibt es nicht zu sagen. Wenn man sich mal nicht sicher ist, ob ein Wort mit i oder ie geschrieben wird, und man viel, viel Zeit hat, dann kann man natürlich den dicken Duden zur Hand nehmen und das Wort suchen. Aber der Duden hilft einem nicht, wenn es um den Kontext bei Getrennt- oder Zusammenschreibung geht, oder bei Groß- und Kleinschreibung von substantivierten Verben, oder einfach, wenn man Zeit sparen will.
Denn wenn der Duden aus Papier einen Nachteil hat, dann, dass es unglaublich viel Zeit frisst, ein Wort nachzuschlagen. Zumindest im Gegensatz dazu, wie schnell es geht, ein Wort einfach in eine Suchmaschine einzutippen. Die erkennt das Wort im Zweifel auch, wenn man nicht so genau weiß, wie man es schreibt.
Einen Vorteil hat der Duden jedoch: Man lernt nebenbei ganz viele Worte kennen. Wusstet ihr zum Beispiel, dass „Schnasseln“ und „Tinnef“ tatsächlich anerkannte Wörter sind? Aber dafür gibt es auch Websites oder Programme, man denke nur an Thesaurus oder Woxikon. Alles in allem also keine Empfehlung, da nicht mehr zeitgemäß.

Online-Duden

Die deutlich zeitgemäßere Option statt des Papierdudens: Duden online. Die online Rechtschreibüberprüfungsfunktion bekommt vier von fünf Sternen. Sie ist nahezu perfekt. Sehr einfach zu bedienen, man kopiert einfach seinen Text und wenige Sekunden später werden einem alle Fehler angestrichen. Der große Vorteil vom Duden ist es, dass die Website dir nicht nur Vorschläge macht, sondern auch erklärt, warum das falsch ist, und dir außerdem Beispiele gibt, an welchen man das sehen kann.
Natürlich hat aber auch der Online-Duden ein Manko, sonst gäbe es ja fünf Sterne. Ohne Anmeldung kann man immer nur 250 Zeichen überprüfen lassen, mit Anmeldung 1500. Man müsste 9,95 € pro Monat zahlen, um 20.000 Zeichen gleichzeitig überprüfen lassen zu können. Davon kann ich mir auch Spotify leisten und das benutze ich deutlich öfter im Monat. 

ChatGPT

Natürlich habe ich auch ChatGPT getestet, leider mit ernüchterndem Ergebnis. 
Die Anwendung ist natürlich einfach. Man nimmt seinen Text, kopiert ihn ins Textfeld und bittet ChatGPT, eine Rechtschreibprüfung vorzunehmen. Schon spuckt ChatGPT einem den korrigierten Text aus. Der große Vorteil von ChatGPT ist, dass es keine Zeichenbegrenzung gibt. Der Text kann so lang sein, wie man will, ChatGPT braucht dann nur etwas länger.
Joa, und das war es dann auch mit den Vorteilen, ab hier habe ich nur noch Kritikpunkte. Erstens, wenn man den korrigierten Text dann wieder kopiert, hat der Text eine komische Schriftart und man muss sein ursprüngliches Layout wiederherstellen. Ich habe mir Goudy old Style mit Absicht ausgesucht, ChatGPT! Zweitens, und das finde ich wirklich blöd, zeigt ChatGPT einem nicht, welche Fehler korrigiert wurden.
Was ebenfalls negativ auffällt: Vergleicht man eine Korrektur von ChatGPT und eine Korrektur von der Dudenseite, fällt auf, dass ChatGPT deutlich weniger Fehler korrigiert. ChatGPT kontrolliert also auf Vertrau-mir-Bruder-Basis und macht es dann nicht mal richtig. Insgesamt also keine Empfehlung. Am Ende ist ChatGPT meiner Meinung nach eher overrated. 

Rechtschreibprüfung24.de

Auch, wenn man es bei dem simplen Namen nicht erwarten würde, Rechtschreibprüfung24.de ist eine großartige Seite. Es gibt keine Zeichenbegrenzung, zumindest habe ich die Grenze noch nicht erreicht, was fast an ein Wunder grenzt. Außerdem werden einem die Fehler angezeigt, man kann sich die Verbesserungsvorschläge ansehen und eigene eintippen. Es steht sogar eine kleine Information daneben, warum man das anders hätte schreiben müssen.
Man muss die vorgeschlagene Verbesserung nur anklicken und auswählen, zack verändern sich die entsprechenden Textstellen automatisch. Die simpelsten Funktionen sind kostenlos und ohne Anmeldung abrufbar. Es gibt auch eine Premiumversion, bei welcher man unbegrenzt Sätze umformulieren lassen kann, und bei der wohl noch mehr Fehler gefunden werden. Diese kostet nur 3 € im Monat, also deutlich weniger als die Duden-Seite und hat dafür viel mehr Funktionen. Zusammengefasst ist Rechtschreibprüfung24 eine der besten Seiten im Internet, um die Rechtschreibung und Grammatik in seinem Text überprüfen zu lassen.
Man fragt sich jetzt, warum hat Rechtschreibprüfung24 dann nur vier von fünf Sternen bekommen? Wenn es eigentlich keinen einzigen Kritikpunkt gab? Weil es eine Seite gibt, die tatsächlich noch besser ist. Ist das unfair, einen Punkt abzuziehen, weil eine andere Website besser war? Vielleicht. Aber das ist ja mein Text und da kann ich machen, was ich will.

Scribbr

Der Name ist zwar etwas merkwürdig, es klingt eher nach dem Spiel Scrabbel, aber die Website besticht einfach dadurch, dass sie verdammt gut ist. Denn im Gegensatz zu allen anderen Websites arbeitet diese viel, viel genauer. Scribbr korrigiert nicht nur ein paar Kommata und Groß- und Kleinschreibung, sondern auch Zeit- und Stilfehler. Und das habe ich bisher bei keiner anderen Website entdeckt.
Außerdem gibt es die sehr coole Funktion, alle Fehler gleichzeitig korrigieren zu lassen, was bei 49 Fehlern auf 1490 Wörtern sehr zeitsparend ist. Obwohl es auch durchaus sehr interessant ist, sich die Fehler anzusehen. Ein Manko hat die Website allerdings. Aus irgendeinem Grund korrigiert sie aus einer „Zehn“ eine „neun“. Was weiß die Website, was ich nicht weiß?

Lektor*in

Ja, okay, zugegeben, ich habe noch keine Erfahrung mit einem*einer Lektor*in. Aber nachdem mir klar wurde, dass meine Texte offensichtlich Überarbeitung brauchen, musste ich mir was überlegen. Na ja, und man kann ja mal nachschauen. Bis zu 5,50 € pro Seite kostet der Spaß. So, bei meinem Großprojekt bin ich mittlerweile bei 600 Seiten. 5,5 × 600 macht dann mal eben 3300 €. Leider habe ich die nicht mal so eben übrig.
Prinzipiell ist ein*e Lektor*in bestimmt keine schlechte Idee und lohnt sich wahrscheinlich auch, sofern man die Kohle hat. Und einen würdigen Text. Denn wenn ich jeden Text, den ich schreibe, von einer*m Lektor*in überprüfen lasse, müsste ich Insolvenz anmelden.

Resümee (Resúme, Resumee)?
Um ein Ende mit diesem Thema zu finden: Rechtschreibung und Grammatik können einen schon mal stressen und sind nicht ganz so easy, aber am Ende muss man nicht jedes Relativsatz-Komma kennen oder alle Getrennt-Regeln auswendig können, man muss nur wissen, wo man nachschlägt, um es so wirken zu lassen, als wäre man ein Profi. Also keine Panik, fangt an zu schreiben und lasst Programme die langweilige Arbeit erledigen. 

Autorin: Celine Rimasch studiert Kreatives Schreiben und Texten an der AIM (School of Arts, Information and Media).

Titelbild: „Überforderter Student“, von der Autorin erstellt mit ChatGPT am 05.11.2024

Spread the love