Bin ich “Ich” oder das gebaute “Schön”?

Von der Schwierigkeit sich selbst zu lieben 

von Pia T. Schneider

Stell dir vor, es gibt eine Welt, in der du zufrieden mit dir selbst bist! Eine Welt, in der du dich nicht über dein Instagram-Profil definierst. Eine Gesellschaft, der es egal ist, ob du Größe 34 oder 44 trägst. 

Wir schreiben das Jahr 2020. Neben Food, Fashion und Fitness ist #SELFLOVE das Thema auf den Social-Media Plattformen. Du erlebst es doch auch: Ob du das amerikanische Topmodel auf ihrem Selbstfindungstrip auf den Malediven begleitest oder dir die deutsche Bloggerin die Top 5 Tipps für einen gelungenen Self-Love-Day verrät – Das Thema ist allgegenwärtig. Entzug möglich? 

Wie ehrlich ist diese Liebe zu sich selbst? Wie aufrichtig begegnen diese Menschen uns und vor allem sich selbst? Wie authentisch kann ein Post sein, bei dem durch einen “JULIA25”-Code Rabatt für den nächstbesten Protein-Shake angepriesen wird? Plötzlich stellst du fest, dass dieses ganze Self-Love-Gedöns ohne Detox-Tees, umweltfreundliche Yoga-Matten und ein bezahltes Photoshop-Abo doch nur halb so glaubwürdig ist. Und dann hasst du dich ein bisschen. Denn Self-Love ist im Trend und wer sich nicht selbst liebt, ist dem Druck ausgesetzt, es doch zu tun. 

Wer hat den Mut von der Zuckerwatte zu naschen? 

Das Problem: Jeder von uns ist in dieser Zuckerwatten-Bubble von Instagram und Co. gefangen. Und weißt du was? Niemand traut sich mal von der süßen rosa Wolke zu naschen und die Außenwelt durch den klebrigen Schutzpanzer hineinzulassen. Das könnte ja den Körperfettanteil erhöhen! 

Und wenn es doch jemand tut? Wenn jemand mutig genug ist, das klebrige Zeug genüsslich verschlingt und Selbstliebe erstmal zu Selbstakzeptanz wird? Wenn Ideale fallen und Fehler zugelassen werden?

Dann findest du endlich ein realistisches Menschenbild. Ein Bild, in den du DICH wiederfindest. Ein Post, den du dich nie zuvor getraut hättest zu teilen. Social Media werden zu einem Raum, in dem du dich nicht länger verstellen musst. Instagram zu einer Plattform, auf der auch Dehnungsstreifen und abgetragene Sneaker ihre Daseinsberechtigung haben. 

Und jetzt braucht es nur noch Mut! Mut zur Realität und Mut den ersten Schritt zu machen. Einfach mal dich selbst zu feiern! Dem Bild keinen unnötigen Filter zu verpassen. Denn Self-Love müssen wir alle noch lernen. Wichtig ist, entschlossen zu sein, es anzugehen und der Welt zu zeigen, wie bunt und wunderschön die Realität wirklich aussieht.

Foto: Serkan Görktay (pexels.com)


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