Unendlich(,) jung sein

Die Autorin Frieda Yovogan, Studentin des Studiengangs Kreatives Schreiben an der SOPA (Berlin School of Popular Arts) stellt ihren Text „Unendlich(,) jung sein“ vor.

Wir streiten uns um jeden Zentimeter unseres Spiegels. Lippenstift verschmiert und Wimperntusche verklebt. Aber egal. Unsere Augen strahlen hell genug. Wir öffnen Türen und schmeißen uns in dieses Leben. Auf die Bürgersteige unserer Stadt. Unserer dunklen Stadt. Lärm, rote Ampeln und ungeduldige Autofahrer. Dreckige Kaffeebecher und verlassene Kippenstummel. Doch wir haben uns. Bierflaschen vor dem Supermarkt. Unsere stellen wir dazu. Schnelles Rennen durch Station und U-Bahn. Kopfhörer mit zu lauter Musik. Stolpern, hinfallen, aufstehen. Von den Tauben ausgelacht werden. Und voneinander. Die U-Bahn erwischen. Zu laute Gespräche führen. Aber kein bisschen ernst. In der Menschenmenge nur noch deine Hand sehen. Alle anderen überholen. Kurzer Stopp. Dann weiter. Überfüllte Straßen unserer Stadt. Schnell und immer schneller werden, bis sie uns verschlucken. Denken uns jung und glücklich, bis wir das auch wirklich sind. Lachen und weiter lieben, bis es keine Fragen mehr gibt. Laut, dreckig und großartig leben, bis wir nicht mehr können. Hierbleiben, bis wir unendlich sind. Wir bleiben, bis wir unendlich sind.

Titelbild from @sambad by unsplash

Autorin: Frieda Yovogan studiert Kreatives Schreiben und Texten in Berlin an der SOPA (Berlin School of Popular Arts)

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